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1992 - 2024
32 Jahre entwicklungspolitische Arbeit

 

Zu Besuch in Pilar und Schule Medina
von Hermann Schmitz † 30.03.2019
30.09.10     A+ | a-
Ende September bin ich zum zweiten Mal in Pilar ......
Dieses Mal fahre ich natürlich mit dem Bus  -  schneller, billiger, bequemer  -  auch bin ich allein und ohne Touristenführerverpflichtung.....
Routine: Santiago holt mich ab, wir fahren gleich ins Haus von Simona, wo ich dieses Mal der einzige Gast bin. Eine Wohnung für mich, welch ein Luxus! Partner Santiago sucht das Gespräch mit mir über seine Probleme mit den jungen erwachsenen Töchtern. Er wirkt ein wenig ratlos, ich freue mich über seine Offenheit und kann ihm durch unser Gespräch und meine eigenen reichlichen Erfahrungen zu diesem Thema hoffentlich ein wenig helfen. Ein ungewohnter Beginn.
Aber private Themen lassen sich nicht weg drücken  -  wenn auch die reine Lehre eher eine nur sachbezogene Kommunikation vorsieht ....
Dann geht es um die Projekte: Schule MEDINA, Werkstatt MEDINA, Umwandlung der Klinik, Verkauf UNIMOG  -  auch seine wirtschaftliche Situation beschreibt er.
Do Morgen bei herrlichem Wetter nach MEDINA, Santiago muss oft halten, alle paar hundert Meter sehe ich Fotomotive.
Im Vergleich zum ersten Besuch ist die Natur wie verwandelt, statt Dunst und Dürre und farbloser Landschaft ist die Luft jetzt herrlich klar, alle Bäume haben üppiges Blattwerk ausgetrieben, und weite Flächen von gelben „agosto“ – Sträuchern verzaubern die Landschaft nicht nur mit ihrer Farbe, sondern auch mit leicht süßlichem Duft. Dazwischen bedecken immer wieder Inseln von lila und roten Blumen die Grasflächen, und hin und wieder blitzt das strahlende Blau einer Lagune durch die Vegetation.
Unterwegs Begutachtung des Gemeinschaftsgartens MEDINA, für den eine Mutter ein Stück Land abgetreten hat. Unmengen von herrlichstem Gemüse finden wir  vor  -  na wunderbar, und warum wird das nicht gegessen?
Santiago ist sauer, als Mittagmahlzeit wollen wir umso ausschließlicher Gemüse essen.
Weblehrerin (von „weben“, nicht von www.) Sandra macht in der Schule einen wunderbaren Salat.
Ich wusste nichts von dem Garten, das scheint mir eine tolle Idee von Santiago zu sein.

Nicht zu vergessen: Als ich einen Salatkopf ausmachen wollte, verzog sich (erfreulicherweise) diese (Gift!)schlange. Die Gemüsegartenfrau hat sie tot geschlagen.
Ab dann habe ich nur noch Schlangen gesehen, und die beiden haben mich obendrein veralbert. Zur Beruhigung aller, vor allem aber meiner Nerven,  haben wir wunderbar süße Pomelos ausgelutscht  -  erstaunlich, wie  viel Saft die haben! Schon auf der Fahrt wird überall deutlich, dass fast alle Familien mit der Schule MEDINA in der einen oder anderen Weise verbunden sind, Santiago kennt sie alle und hat eine gekonnte Art, Witziges mit Ernstem zu verbinden  -  seine Kritik ist allerdings immer „verpackt“  -  er weiß, dass sie in Reinform nichts bewirkt, sie würde abprallen. Bei der Siesta in der Schule träume ich von Schlangen.

Noemi verteilt in der Schule gerade eine Art Schulspeisung, eine ansehnliche Menge von Milch, Kakaopulver  -  ja sogar von eingeschweißtem Essen stapelt sich im Raum der Direktorin, die heute wegen Krankheit nicht anwesend ist.Der Präsident wird  -  endlich einmal  -  gelobt. „Das haben wir Lugo zu verdanken!“
Mit den acht größeren Schülern habe ich jetzt Werkunterricht, Thema: „Wir basteln uns einen Zauberpropeller.“

Und sie basteln alle ausdauernd und mit Feuereifer. Und sehr gekonnt, ich kann ja mit deutschen Schülern vergleichen   -   Ergebnis eindeutig: Diese Jungs und Mädchen sind bei weitem geschickter im Handwerklichen, aber auch  -  und das erstaunt mich wirklich  -  im Begreifen der recht komplizierten Funktionsweise:
Wann und wieso dreht sich der Propeller nach rechts, wann nach links?
Und da sie sogleich verbissen die nicht einfache Handhabung trainieren (wobei sie sich gegenseitig helfen!), können wir schon nach einer guten Stunde Erfolg vermelden: Alle beherrschen den Trick und sind stolz! Die Schule MEDINA ist nicht die einzige, die mit einer geringen Schülerzahl zu kämpfen hat, zur Zeit sind es rund 30  -   Tendenz steigend, wie alle versichern, da sowohl die drei Lehrerinnen und ihre Arbeit als auch das schöne Gebäude immer bekannter werden. Außerdem gibt es in Paraguay keine Schulbezirks - grenzen, sodass jede Schule quasi für sich wirbt.

Ein weiterer Pluspunkt ist die ihre gute Erreichbarkeit und Eignung als Ort von Versammlungen und Festen, wovon ich mich am gleichen Tag überzeugen konnte. Rund fünfzig „ancianos“ im Alter über 65 kamen zusammen, um sich registrieren zu lassen für ein neues Sozialprogramm, das ihnen eine geringe Altersrente sichert. Mitglieder der Departamentsregierung und der Bürgermeister von Pilar waren als offizielle  Vertreter anwesend.
Weitere Anerkennung für Präsident Lugo, z. Z. mit (Krebs)-krankheitsbonus....

Es war schön zu erleben, mit welcher Freude sich die alten Frauen und Männer an diesem einladenden Ort, und dazu an einem wunderschönen Frühlingstag, trafen und einen munteren, lautstarken Plausch hielten. Manche waren zu Fuß über eine Stunde unterwegs gewesen, andere zu Pferd oder auf dem Motorrad, und einige wenige mit einem Fahrzeug. Sie bedankten sich überschwänglich für den Bau der Schule, die nun auch zu ihrem Treffpunkt geworden ist.

Das über 1 ha große Grundstück hinter der Schule war inzwischen gepflügt und mit Manniok, Bataten, Erbsen und Bohnen bepflanzt, für die Schule und für ärmere Nachbarn, alles in freiwilliger Arbeit unter Anleitung von Santiago.Wenn die Werkstatt fertig ist, deren Fundament schon steht und „einiges aushält“, wie Santiago versichert, zieht als erstes die Webschule dort ein, die ja im Schulgebäude nur provisorisch untergebracht ist. Da die Nachfrage nach einem Platz am Webstuhl groß ist, es soll bald ein zweiter angeschafft werden.Danach folgen sukzessive eine Holz- und Metallwerkstatt, deren (gebrauchte) Geräte und Werkzeuge per Container aus Deutschland kommen sollen.Santiago verspricht sich viel vom angekündigten Besuch des Schulfinanzierers „Gunter“, er freut sich auf anregende Gespräche mit einem „alemán mit Sachverstand“  -  unter diese Rubrik scheine ich nicht zu fallen.Santiago zweifelt nicht an einem großen, wachsenden Bedarf für genau diese Werkstatt an genau diesem Ort, in der Basiswissen vermittelt wird und Reparaturarbeiten für die umliegenden kleinen Landwirte durchgeführt werden.

Abends überreicht mir Santiago den Ordner mit Abrechnungen über die Verwendung der ersten 5000 Euro  -  von 15000 für das Projekt veranschlagten. Er hat seine „Hausaufgaben“ gemacht.(Es wäre allzu schön gewesen, wenn das Kindermissionswerk meiner Bitte hätte entsprechen können, mir hier vor Ort das Ergebnis über die Höhe der Förderung für dieses Projekt mitzuteilen, aber auch dort mahlen die bürokratischen Mühlen langsam ....)
Abschied von MEDINA  -  von den Alten, den Kindern und der Schule  -  bis zu nächsten Jahr...

Zurück in Pilar....

trotz großen Zuzugs und der neuen Zugangsstraße immer noch eine ruhige und schöne Stadt, in der man gern ausruht nach dem Stress der Hauptstadt ........reden wir noch über die zukünftige Verwendung des Klinikgebäudes, welches aufgrund der erheblichen Verbesserungen im staatlichen Gesundheitswesen, die sich erfreulicherweise besonders in Pilar zeigen, nicht mehr als „Klinik der Armen“ gebraucht wird.Wir steigern uns in eine Diskussion über zwei Alternativen, welche beide die Vereinsziele von „Solidaridad“ als auch von „PPI“ erfüllen: - „Herberge“ für verlassene Alte mit Küche, Betreuung durch Jugendliche  -  das P. würde durch die Dep´regierung bezuschusst (Santiago)

Kindertagesstätte mit modernem pädagogischen Angebot unter Leitung des Ehepaares Yvonne und Victor Brizuela (Hermann).Für beide Projektideen lassen sich gute Begründungen anführen, die wir im Vorstand bereden und beurteilen werden. In beiden Fällen muss NRW als damaliger Geldgeber befragt werden.
Zum anstehenden Verkauf des UNIMOG hat Partner Santiago ein Papier vorbereitet, in dem er Vorschläge für die Verwendung des Erlöses macht, die er mit PPI diskutieren will  -  weit davon entfernt, den Wagen quasi als sein Eigentum zu betrachten.                                        

Nein, der UNIMOG soll nicht gegen einen Käfer eingetauscht, sondern an einen Meistbietenden verkauft werden, um Sinnvolles damit zu finanzieren.(wird fortgesetzt)

Ausbildungszentrum für ländliche Entwicklung (CCDA)

Hilfsverein Solidarität - Solidaridad

Fundación Vida Plena

Kinderstation Hospital Barrio Obrero

Fundación Celestina Pérez de Almada

Padre Oliva - Bañados del Sur

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